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Autor*innen: Weiß, Manfred
Titel: Schulautonomie im Licht mikroökonomischer Bildungsforschung
Aus: Weizsäcker, Robert K. von (Hrsg.): Deregulierung und Finanzierung des Bildungswesens, Berlin: Duncker u. Humblot, 1998 (Schriften des Vereins für Socialpolitik. N.F., 262), S. 15-47
Dokumenttyp: 4. Beiträge in Sammelwerken; Sammelband (keine besondere Kategorie)
Sprache: Deutsch
Abstract: In zahlreichen Ländern ist als Reaktion auf die nachlassende staatliche Steuerungsfähigkeit seit einiger Zeit eine steuerungsstrategische Umorientierung im Bildungsbereich zu beobachten, die sich mit den Begriffen Deregulierung, Dezentralisierung und Autonomisierung umschreiben läßt. Darauf gerichtete Reforminitiativen sind inzwischen aus dem Stadium programmatischer Entwürfe in die Phase der Erprobung und Implementierung konkreter Konzepte getreten. Der damit einhergehende Zugewinn an erfahrungswissenschaftlichen Forschungsmöglichkeiten hat insbesondere der Mikro- Bildungsökonomie neue Impulse gegeben. In dem vorliegenden Beitrag werden durch die im staatlichen Schulwesen eingeleitete Dezentralisierungs- und Autonomisierungspolitik eingetretene Veränderung in drei zentralen Bereichen - Mittelaufbringung, interne Ressourcenallokation, Ergebnisse und kontextuelle Bedingungen der schulischen Leistungserstellung - skizziert und im Lichte vorliegender Befunde der mikroökonomischen Bildungsforschung bewertet. Die vielerorts eingeleitete Umstellung der institutionellen Finanzierung auf budget-orientierte Verfahren ist in der Bundesrepublik bislang auf die Schulträgerebene beschränkt. Konzepte output-orientierter Steuerung, die die Verbindung von Finanzzielen und vereinbarten schulspezifischen Leistungszielen vorsehen, sind erst in der Diskussion. Die Erweiterung der einzelschulischen Dispositionskompetenz über Ressourcen hat nach bisher vorliegenden internationalen Erfahrungen insbesondere durch eine wirtschaftlichere und zielgenauere Mittelverwendung zur Effizienzverbesserung beigetragen. Kaum ausgeschöpft sind bislang dagegen die "schulische Produktionsfunktion" betreffende Rationalisierungspotentiale. Dezentralisierung und Autonomisierung werden das Schulwesen variantenreicher machen, zugleich dürften aber auch die Qualitätsdisparitäten zunehmen. Eine wirkungsvolle Qualitätssicherung setzt Informationssysteme voraus, die eine kontextualisierte Beurteilung des institutionellen Leistungsstandes ( einschließlich der Effizienz) erlauben.Skeptisch zu beurteilen ist nach der bisher vorliegenden Forschungsevidenz der in einigen angelsächsischen Ländern eingeschlagene Weg, Qualitätssicherung durch gezielte Schaffung von Quasi-Märkten der Wettbewerbssteuerung zu übertragen. Die durch empirische Analysen gewonnen Einsichten in die Funktionsweise und Wirkungen solcher Märkte legen die These nahe, daß sie zu einer Vergrößerung bestehender Chancenungleichheiten und Leistungsdisparitäten sowie infrastrukturellen Mehrkosten tendieren.
DIPF-Abteilung: Bildungsökonomie