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Autor*innen: Weyers, Stefan
Titel: Delinquenz und Moral. Eine Auseinandersetzung mit den kriminologischen Thesen Kohlbergs
In: Kriminologisches Journal, 37 (2005) 1, S. 3-22
Dokumenttyp: 3b. Beiträge in weiteren Zeitschriften; praxisorientiert
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: Moral; Urteil; Delinquenz; Jugendkriminalität; Jugendlicher; Strafgefangener
Abstract: Ausgehend von Kohlbergs kriminologischen Thesen untersucht der Beitrag die Beziehung von moralischen Urteilen und Delinquenz. Nach einer kritischen Rekonstruktion der Theorie Kohlbergs und seiner kriminologischen Thesen wird zunächst eine alternative moraltheoretische Interpretation von Delinquenz skizziert, für die Strategien der Neutralisierung eine wichtige Rolle spielen. Anschließend wird eine Studie mit 30 Jugendstrafgefangenen vorgestellt, in der diemoralische Urteilskompetenz, die moralische Orientierung, Straftaten und biographische Rekonstruktionen analysiert werden. Die Ergebnisse widersprechen Kohlbergs These, straffällige Jugendliche urteilten überwiegend auf den niedrigen Moralstufen 1 und 2. Es zeigt sich auch keine Beziehung zwischen den Stufen und der Schwere der Tat. Die biographischen Selbstpräsentationen und retrospektiven Bewertungen der eigenen Taten lassen sich sechs unterschiedlichen Typen zuordnen. Diese Typen stehen in Beziehung zur moralischen Orientierung, nicht aber zur Moralstufe. Bei der Diskussion der Befunde wird die Ambivalenz vieler Straftäter gegenüber moralischen Normen betont. Für Delinquenz und deren retrospektive Deutung erscheinen weniger moralkognitive Kompetenzen, als vielmehr Prozesse der Aufrechterhaltung der moralischen Identität von Bedeutung.
Abstract (english): Based on Kohlberg's criminological assumptions the article focuses on the relation between moral judgments and delinquency. After a critical reconstruction of Kohlberg's theory and his criminological assumptions an alternative moral-theoretical interpretation of delinquency is outlined that refers to approaches to neutralization of responsibility. After that a study on 30 imprisoned delinquents is presented that examines their moral judgments, moral orientations, criminal offences and biographical reconstructions. The findings contradict Kohlberg's assumption that juvenile offenders' moral judgment is predominantly at the low moral stages 1 and 2. A relation between moral stage and the seriousness of offences could also not be found. Six different types of biographical self-presentations and retrospective judgments of their own offences could be identified that relate to moral orientation, but not to moral stage. The findings are discussed, especially emphasizing the ambivalent attitude of many delinquents toward moral norms. It is argued that processes of maintaining moral identity are more important than moral-cognitive structures with respect to delinquency and its retrospective interpretation.
DIPF-Abteilung: Bildung und Kultur
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Autor*innen: Weyers, Stefan
Titel: Moralische und biographische Entwicklung straffälliger Jugendlicher. Perspektiven für die Sozialpädagogik
In: Zeitschrift für Sozialpädagogik, 3 (2005) 2, S. 114-137
Dokumenttyp: 3b. Beiträge in weiteren Zeitschriften; wissenschaftsorientiert
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: Jugendlicher; Jugendkriminalität; Strafgefangener; Moral; Urteil
Abstract: Der Beitrag untersucht die moralischen Urteile und biographischen (Selbst)Deutungen von 30 jugendlichen Strafgefangenen und diskutiert die sozialpädagogischen Implikationen der Befunde. Die Ergebnisse widersprechen Kohlbergs These, straffällige Jugendliche urteilten überwiegend auf den niedrigen Moralstufen 1 und 2. Bei der Mehrzahl der Insassen zeigt sich jedoch eine ambivalente Haltung gegenüber moralischen Normen. Die biographischen Selbstpräsentationen und retrospektiven Bewertungen der eigenen Taten lassen sich sechs Typen zuordnen, die sehr unterschiedliche moralische Perspektiven auf sich und das eigene Tun beinhalten. Die Befunde zeigen, dass sich die Jugendlichen in wesentlichen Dimensionen der Moralentwicklung erheblich voneinander unterscheiden: Somit liegen ganz unterschiedliche entwicklungsspezifische Voraussetzungen vor, die bei der sozialen Arbeit mit straffälligen Jugendlichen zu berücksichtigen sind. Der Beitrag schließt mit der Diskussion der pädagogischen Implikationen der Untersuchung.
Abstract (english): The article examines the moral judgments and biographical self- interpretations of 30 imprisoned delinquents and discusses the educational implications of the results. The findings contradict Kohlberg's assumption that juvenile offenders' moral judgments are predominantly at the low moral stages 1 and 2. However, the results show that many delinquents have an ambivalent attitude toward moral norms. Six ideal types could be identified with respect to the biographical self-presentations and the retrospective judgments of their own offences. These types also represent different moral perspectives about themselves and their actions. The findings clearly indicate that the subjects strongly differ from one another with regard to important dimensions of moral development. These different developmental conditions have to take into account in social work with juvenile delinquents. Finally some educational implications of the study are discussed.
DIPF-Abteilung: Bildung und Kultur