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Herausgeber*innen: Reh, Sabine; Glaser, Edith; Behm, Britta; Drope, Tilman
Titel: Wissen machen. Beiträge zu einer Geschichte erziehungswissenschaftlichen Wissens in Deutschland zwischen 1945 und 1990
Erscheinungsvermerk: Weinheim: Beltz Juventa, 2017 (Zeitschrift für Pädagogik. Beiheft, 63)
URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-207940
URL: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-207940
Dokumenttyp: 2. Herausgeberschaft; Zeitschriftensonderheft
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: 20. Jahrhundert; Empirische Forschung; Deutschland-BRD; Deutschland-DDR; Bildungssystem; Steuerung; Politisches System; Sozialismus; Einflussfaktor; Pädagogik; Schulbuch; Bildungsreform; Internationalisierung; Schulpolitik; Hochschule für Internationale Pädagogische Forschung; Lehrer; Wissenschaftler; Forscher; Gesamtschule; Fachdidaktik; Wissen; Erziehungswissenschaft; Bildungsforschung; Methodologie; Geschichte <Histor>; Bildungsgeschichte; Humanistische Bildung; Konzeption; Nachkriegszeit; Bildungspolitik; Beratung; Pädagogische Forschung; Forschungsinstitut; Außeruniversitäre Forschung
Abstract: Die Frage, welches Wissen als relevant, legitim oder nützlich anerkannt wird, ist (nicht nur) in Bezug auf das Feld von Erziehung und Bildung grundlegend und steht im Zentrum vielfältiger Abgrenzungs- und Vereinnahmungsbemühungen. Wichtige, dieses Feld betreffende Veränderungen, die bis heute wirken und deren Kenntnis daher auch für gegenwärtige Entwicklungen aufklärend und erklärend sein können, erfolgten in der Zeit seit 1945. So ist etwa zu fragen, welche Verschiebungen, Vereinnahmungen und Überlagerungen im Kräfteverhältnis zwischen Wissenschaft, Politik und Profession auszumachen sind, und wie sich die Fachdisziplin und die sie bestimmenden Denkkollektive dabei verändert haben. Der theoretisch-methodische Ertrag liegt in der Sondierung des wissensgeschichtlichen Ansatzes aus bildungshistorischer Perspektive. Angesichts der Plastizität von "Wissensgeschichte", die sich im deutschsprachigen Raum seit etwa der Jahrtausendwende formiert, setzen die Herausgeber/-innen dabei immerhin eine grundlegende Prämisse voraus: Wissenschaft wird als Kultur und Praxis begriffen, die sich in vielschichtigen Wechselwirkungen mit anderen gesellschaftlichen wie internationalen Wissens- und Handlungsfeldern konstituiert und entwickelt. Damit ist für eine Bildungsgeschichte der Bundesrepublik ein weites Forschungsfeld eröffnet, das hinausgeht über die bisher dominante Beschränkung des Blicks auf die universitäre Wissensproduktion und deren vorgeblich rein inhärente Dynamiken programmatisch. Im Band wird zum Beispiel die bislang vernachlässigte außeruniversitäre Forschung systematisch - auch als Kontrastfolie zum universitären Raum - thematisiert und damit dem Gedächtnis der Disziplin zugänglich gemacht, so z.B., wenn Organisation und Wissensproduktion am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) oder am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) in ihren sozialen Kontexten untersucht werden. (DIPF/Orig.)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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Autor*innen: Kabaum, Marcel
Titel: Zwischen Partizipation und Zensur. Jugendeigene Presse und Meinungsfreiheit in der Schule während der 1950er und 1960er Jahre; Mit einer Darstellung der derzeitigen schulrechtlichen Situation
In: Zeitschrift für Pädagogik, 63 (2017) 6, S. 783-802
URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-170439
URL: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-170439
Dokumenttyp: 3a. Beiträge in begutachteten Zeitschriften; Aufsatz (keine besondere Kategorie)
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: Deutschland-BRD; Schülerzeitung; Schulrecht; Schüler; Jugendpresse; Meinungsfreiheit; Partizipation; Zensur; Bildungsgeschichte; Gymnasium; Schulleitung; Lehrer; Rechtsgrundlage; Pressefreiheit; 20. Jahrhundert
Abstract: Partizipative Strukturen erhalten nicht zuletzt über Schülerzeitungen und Schülermitverantwortung (SMV) breiten Einzug in die Schulen, um Verantwortungsbewusstsein und Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Als Teil demokratisch-orientierter Reformen im Bildungswesen wurden sie durch die Alliierten eingeführt. Anders als bei der SMV blieb der schulrechtliche Status von Schülerzeitungen lange Zeit zwischen Meinungsfreiheit und dem besonderen Gewaltverhältnis ungeklärt. So kam es zum Konflikt zwischen den damals vorhandenen Einschränkungen der Grundrechte zur freien Meinungsäußerung in der Schule und der Verfolgung demokratisch-partizipativer Prinzipien. In diesem Beitrag werden die in den 1950er und 1960er Jahren geführte juristische Diskussion um diese Antinomie sowie debattierte Lösungsversuche dargestellt. Abschließend wird auf die derzeitige schulrechtliche Einordnung der Schülerzeitung eingegangen. (DIPF/Orig.)
Abstract (english): After World War II the Allies established school newspapers and school councils in West-German grammar schools as opportunities for participation. They sought to strengthen the sense of responsibility and community among the pupils. The Allies founded school newspapers and school councils to contribute to the democratization of post-war West Germany. In contrast to school councils, the legal status of these newspapers was unclear. They fell between the right to freedom of speech and the creation of a particular risk to the division of power. Restrictions of the fundamental right to freedom of opinion and expression contradict the ideal of democracy. In this article, I will set out a juristic discussion of this contradiction in the 1950s and 1960s and will explore approaches to solving this issue. The conclusion relates these findings to the contemporary legal state of school newspapers. (DIPF/Orig.)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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Autor*innen: Mattes, Monika
Titel: Von der Leistungs- zur Wohlfühlschule? Die Gesamtschule als Ort gesellschaftlicher Debatten und pädagogischer Wissensproduktion in der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren
In: Zeitschrift für Pädagogik. Beiheft, 63 (2017) , S. 187-206
URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-208037
URL: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-208037
Dokumenttyp: 3a. Beiträge in begutachteten Zeitschriften; Beitrag in Sonderheft
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: Deutschland-BRD; Gesamtschule; Bildungsreform; Bildungsgeschichte; Schulform; Schüler; Wohlbefinden; Leistungsdruck; Schulangst; Öffentlichkeit; Diskurs; Schulforschung; Schulpolitik; Schulorganisation; Schüler-Lehrer-Beziehung; 20. Jahrhundert; Empirische Forschung
Abstract: Der Beitrag untersucht am Beispiel der westdeutschen Gesamtschule die Frage, inwiefern sich in den 1970er und 1980er Jahren die normative Vorstellung von der Schule als einem Ort, an dem sich SchülerInnen und LehrerInnen wohlfühlen, durchsetzen konnte. Die These der Etablierung eines solchen Wohlfühl-Paradigmas im Schulwesen wird für die Semantiken und Wissensbestände im Kontext Gesamtschule auf drei Ebenen entfaltet. Erstens, wird gezeigt, dass die öffentlichen Debatten über Schulreform und Schulkritik auch über Kategorien des Wohlbefindens ausgetragen wurden. Zweitens, zeigt der Beitrag, dass affektiv-emotionale Aspekte in der expandierenden empirischen Schulforschung eine zentrale Rolle spielten. Drittens, wird die Ebene der Schulpraxis am Beispiel der Konzepte von 'sozialem Lernen' und 'Lehrerangst' rekonstruiert, die stark am subjektiven Befinden von Lehrkräften und SchülerInnen ansetzten. (DIPF/Orig.)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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Autor*innen: Reh, Sabine
Titel: Angewandte Erziehungswissenschaft. Lehrkräfte als "Zeitweilige wissenschaftliche Mitarbeiter" der HIPF in den 1950er Jahren
In: Zeitschrift für Pädagogik. Beiheft, 63 (2017) , S. 164-186
URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-208020
URL: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-208020
Dokumenttyp: 3a. Beiträge in begutachteten Zeitschriften; Beitrag in Sonderheft
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: Pädagogische Forschung; Hylla; Erich; Forschungsinstitut; Finanzierung; Wissenstransfer; Angewandte Forschung; 20. Jahrhundert; Deutschland-BRD
Abstract: Schon zu Beginn der 1950er Jahre konstituierte sich in der Hochschule für Internationale Pädagogische Forschung (HIPF, heute Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, DIPF) eine moderne empirische Bildungsforschung, in der interdisziplinär und mit sich differenzierenden empirischen Methoden gearbeitet wurde. Untersucht wird in diesem Beitrag, wie der vom Pragmatismus beeinflusste Gründungsdirektor, Erich Hylla, mit den "Zeitweiligen wissenschaftlichen Mitarbeitern" (ZwM), also mit abgeordneten Lehrer*innen, eine besondere Organisationsform erziehungswissenschaftlicher 'Tatsachenforschung' schuf, die eine Orientierung der Studien an praktischen Problemen des Feldes erlaubte und dann allerdings - mit zunehmenden Anforderungen an die Forschungsarbeit - abgebaut wurde. Gezeigt wird, zu welchen Fragen die ZwM mit einem noch sehr breiten Spektrum an empirischen Methoden forschten, zu denen sowohl Teilnehmende Beobachtung, Fragebogen wie auch der Einsatz von Tests gehörten. (DIPF/Orig.)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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Autor*innen: Reh, Sabine; Kämper-van den Boogaart, Michael; Scholz, Joachim
Titel: Eine lange Geschichte. Der deutsche Abituraufsatz als "Gesammtbildung der Examinanden"; Prüfungspraxis und Lehrerkommentare von Abituraufsätzen in den 1950er Jahren
In: Zeitschrift für Pädagogik, 63 (2017) 3, S. 280-298
URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-185405
URL: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0111-pedocs-185405
Dokumenttyp: 3a. Beiträge in begutachteten Zeitschriften; Aufsatz (keine besondere Kategorie)
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: Abitur; Abschlussprüfung; Prüfungsaufgabe; Aufsatz; Geschichte <Histor>; Bildungsgeschichte; Schüler; Leistungsbeurteilung; Deutschunterricht; Lehrplan; Schulgesetz; Oberschule; Schülerbeurteilung; Lehrer; Kommentar; Aufgabenstellung; Forschungsprojekt; Empirische Forschung; 20. Jahrhundert; Berlin; Deutschland-BRD
Abstract: Der deutsche Abituraufsatz und die entsprechende Prüfungspraxis, das Schreiben des Aufsatzes, entsteht mit der Herausbildung des meritokratischen Schulwesens als eine Art Hybrid, in dem von Beginn an holistisch Fähigkeiten - verstanden als "Gesammtbildung" der Person - geprüft wurden bzw. gezeigt werden mussten. Der Bezug zu einem disziplinär verorteten Fachwissen war lose. Der Aufsatz passte sich in seiner Geschichte - so die Forschungslage - recht unproblematisch ideologischen Strömungen an und zeigte sich anfällig für den Zeitgeist. Dargestellt werden soll anhand der Untersuchung von Abituraufsätzen eines Jahrganges der 1950er Jahren aus einem in der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung deponierten Aktenbestand, dass sich hier immer noch ein ähnliches Bild zeigt. Zwar haben sich Verfahrensweisen der Prüfung herausgebildet, wurden festgelegt und standardisiert, nach wie vor aber war nicht genau festgelegt, was geprüft und nach welchen Kriterien beurteilt werden sollte. Vielmehr hatten sich Bewertungsschemata in den Praktiken der schriftlichen Lehrerkommentare und Benotungsbegründungen herausgebildet. Hierbei gibt es Gründe für die Annahme, dass möglicherweise nicht explizierte Rezeptionsmuster in die Beurteilung eingehen. (DIPF/Orig.)
Abstract (english): The German Abitur essay and its corresponding examination process, the writing of the essay, originates as a sort of hybrid within the development of a meritocratic school system. From its very beginning the essay was used to test and show competencies - seen as one´s ´general education´ - from a holistic perspective. The connection to subject knowledge located within specific disciplines was rather weak. According to the state of research, during the course of its history the essay easily assimilated to different ideological tendencies and appeared rather fragile to zeitgeist. On the basis of Abitur essays from one cohort in the 1950s that are archived at "Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung" it is shown that a similar image still appears. Though the process of the examination had been developed, determined and standardised, what was to be examined was still not accurately defined nor were the criteria on which assessments should be made. Instead, certain patterns of assessment were established through the practices of teachers´ comments and justifications of grading. There are reasons to assume that non-explicated patterns of perception affected the assessment. (DIPF/Orig.)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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Autor*innen: Kabaum, Marcel
Titel: Schulische Artefakte zwischen 1950 und 1970. Die Gestaltung und Herstellung westdeutscher Schülerzeitungen
Aus: Stiller, Jurik; Laschke, Christin (Hrsg.): Berlin-Brandenburger Beiträge zur Bildungsforschung 2017: Herausforderungen, Befunde und Perspektiven interdisziplinärer Bildungsforschung, Frankfurt am Main: Lang, 2017 , S. 35-73
Dokumenttyp: 4. Beiträge in Sammelbänden; Sammelband (keine besondere Kategorie)
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: Schülerzeitung; Gestaltung; Material; Produktion; Finanzierung; Symbol; Gymnasium; Schulkultur; Jugendkultur; Kulturgeschichte; 20. Jahrhundert; Forschungsprojekt; Deutschland-BRD
Abstract: Schülerzeitungen sind jugendkulturelle Ausdrucksformen innerhalb der Möglichkeiten und Begrenzungen einer innerschulischen Aktivität. Nach dem Zweiten Weltkrieg erobern sie die höheren Schulen der Bundesrepublik im Sturm und gestalten die jeweilige Schulkultur mit. Dieser kulturhistorische Beitrag stellt die gestalterischen und materiellen Veränderungen des Artefakts Schülerzeitung zwischen 1950 und 1970 dar. Dazu wird in einer interdisziplinär angelegten Artefaktanalyse der Chronologie der Materialität von Schülerzeitungen nachgegangen - ihrer Charakteristika und ihrer technisch-ökonomischen sowie institutionellen Rahmenbedingungen. Anschließend werden in einer qualitativen Stichprobenanalyse Titelblätter als Träger symbolischer Kommunikation untersucht. Im Beitrag wird nachvollzogen, wie der schulische Kontext und konventionelle Praktiken der Gestaltung einen schwindenden Einfluss auf die Bedingungen der Herstellung der Schülerzeitungen haben. Bundesweit zeigt sich dabei eine ungewöhnlich einheitliche Entwicklung zu einem 'jugendeigenen' Erscheinungsbild. In der Perspektiventriangulierung von Rahmenbedingungen, Herstellung und Gestaltungspraxen sowie in der Analyse der Symbolik von Titelblättern wird die Veränderung der Verhältnisse zwischen Schule und Schülerschaft, der Schulkultur und dem Selbstverständnis der Akteure voneinander zusammengeführt. Darin zeigen sich eine schrittweise vollzogene Distanzierung der jugendlichen Redakteure zur Schule und die Etablierung der Schülerzeitungen als 'peer culture' innerhalb der Schulkultur. (DIPF/Orig.)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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Autor*innen: Reh, Sabine
Titel: Statt einer pädagogischen Theorie der Schule. Eine Geschichte des modernen Unterrichts als Geschichte subjektivierender Wissenspraktiken
Aus: Reichenbach, Roland; Bühler, Patrick (Hrsg.): Fragmente zu einer pädagogischen Theorie der Schule: Erziehungswissenschaftliche Perspektiven auf eine Leerstelle, Weinheim: Beltz Juventa, 2017 , S. 152-173
Dokumenttyp: 4. Beiträge in Sammelwerken; Sammelband (keine besondere Kategorie)
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: 20. Jahrhundert; Schule; Unterricht; Unterrichtsorganisation; Unterrichtsfach; Fachunterricht; Bildungstheorie; Bildungsgeschichte; Unterrichtsforschung; Wissenserwerb; Subjekt <Phil>; Geschichte <Histor>; Bildungsforschung; Forschungsprogramm; Deutschunterricht; 19. Jahrhundert
Abstract: Die modernisierte Schule in Deutschland um 1800 wurde als pädagogische Institution verstanden; die "Besonderung" der sie besuchenden Menschen wurde zu ihrem [...] Programm erklärt. Seit etwa 1800 ist in der Schule eine "Umstellung des Lernziels auf Individualität" (Kopp 1994, S. 690) zu beobachten, die auf Anregung der "Eigenaktivität" der Schülersubjekte setzte und mit der ein nicht ausschließlich auf Reproduktion zielendes Unterrichtsgespräch, ein verändertes Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler, angestrebt wurde. Dabei spiel das Schulfach eine wichtige Rolle. Über diese Form sind nicht nur Stundenplan und Lehrerverteilung geregelt und die weiterzugebenden fachlichen "Inhalte" verteilt, strukturiert und graduiert (vgl. Goodson/Hopmann/Riquarts 1999), sondern das Unterrichtsfach ist auch diejenige Form, in dessen Praktiken der Wissensweitergabe, der Aneignung und des Prüfens Vorstellungen und Bilder kompetenter und je besonderer Subjekte entstehen. Die Betonung der Individualität von Schülern fand sich selbst dort [...], wo es um die Vergabe von an einem objektiven Maßstab gemessenen Zensuren für den Fachunterricht ging. Nicht nur müsse der Direktor eines Gymnasiums mit den "Eigenthümlichkeiten seiner Schüler vertraut" sein, Lob und Tadel seien eben den Eigentümlichkeiten jedes einzelnen Schülers angepasst zu vergeben und die Lehrer hätten "sich in den Konferenzen über die bei den Einzelnen in Anwendung zu bringenden Erziehungsmittel zu berathen", vor allem aber solle das "Censur-Wesen" dem Zwecke dienen, sie in diesem Sinne zu "subjektivieren", hieß es schon im Preußen 1840. Vor diesem Hintergrund werde ich im Folgenden einen Vorschlag unterbreiten, wie von der Praxis der modernen Schule mit einem in Schulfächern organisierten Unterricht ausgehend die "Menschengestaltung" in der Geschichte des Unterrichts und seiner Wissenspraktiken zu beschreiben und in ihrem historischen Prozess zu analysieren ist. Ausgehen werde ich zunächst von jüngeren Versuchen, eine pädagogische Theorie des Fachunterrichts zu formulieren, und werde deren Problemlage skizzieren (1.). Vor diesem Hintergrund beschreibe ich dann, was Wissenspraktiken sind und inwiefern mit ihrer Hilfe ein weniger voraussetzungsreicher Blick auf die "Menschengestaltung" [...] gerichtet werden kann (2.). Es wird sich im Folgenden zeigen, dass Schulfächer Subjektformen bereitstellen, die diskursiv verfügbare, historisch-kulturell spezifische Vorstellungen darüber sind, was ein Subjekt ist und kann bzw. sein und können soll. Ein Exkurs konkretisiert am Beipiel des deutschen Unterrichts in seiner Konstitutionsphase in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, welche Wissenspraktiken und Subjektformen hier beobachtbar und weiter zu analysieren wären (3.), um abschließend zusammenzufassen, welche Vorteile und welches Potenzial ein solches historisches Forschungsprogramm und eine daran anschließende Theorieentwicklung böten (4.). (DIPF/Orig.)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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Autor*innen: Scholz, Joachim; Berdelmann, Kathrin
Titel: The quotidianization of the war in everyday life at German schools during the First World War
In: Paedagogica Historica, 52 (2016) 1/2, S. 92-103
DOI: 10.1080/00309230.2015.1133678
Dokumenttyp: 3a. Beiträge in begutachteten Zeitschriften; Beitrag in Sonderheft
Sprache: Englisch
Schlagwörter: 20. Jahrhundert; Bildungsgeschichte; Deutsches Reich; Dokumentenanalyse; Quelle; Schulalltag; Schulgeschichte; Schulleben; Weltkrieg I
Abstract (english): The outbreak of World War I had a powerful impact on German schools. Undoubtedly, schools were institutions of socialization that did offer support to the war. Indeed, research has shown that a specific "war pedagogy" made possible an aggressive propaganda in the classroom. This research usually emphazises the war enthusiasm for war that engulfed teachers and students in schools in the first few months of the war. However, this emphasis upon the war frenzy obscures the fact that schools were not easily transformed, in fact, into war institutions. Even if schools made a great effort to align themselves with the war, they remained independent associations, and soon after 1914, a quotidianization (akin to routinization) arose within the schools. Up to now, source materials that show this lack of the influence of wartime propaganda on schools have only been analyzed as to what they reveal about the deprivations and hardships of schools during the war. However, records from the schools shed light on the everyday routines that continued in schools during the war, and such evidence calls on scholars to reconsider the conditions for schools in World War I. In this article, we analyze selected records, including school chronicles and exam protocols from the war years, and we show that school life was often distinct from the war enthusiasm. We thereby advocate a more complex view of the relationship between World War I and the German school. (DIPF/Orig.)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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Autor*innen: Brauckmann, Stefan; Geißler, Gert
Titel: Vom Scholaster zum Schulleiter heute. Eine kleine historische Pfadbetrachtung zum Schulleitungshandeln
In: Schulmanagement, 47 (2016) 5, S. 25-28
Dokumenttyp: 3b. Beiträge in weiteren Zeitschriften; wissenschaftsorientiert
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: 19. Jahrhundert; 20. Jahrhundert; Aufgabe; Berufung; Bildungsgeschichte; Gegenwart; Gymnasium; Handlung; Rektor; Schulleiter; Schulleitung; Steuerung; Verantwortung; Volksschule
Abstract: Historisch betrachtet können Schulleiter auch als "Pfadfinder" für ihre jeweilige Schule angesehen werden. Natürlich ist der von ihnen in amtlicher Generationsfolge zurückgelegte Weg lang. Er wird an Verzweigungen reicher, je näher die Betrachtung ihres Handelns der Gegenwart kommt. Aber seit jeher haben Schulen, zunächst mit dem gelehrten Scholaster an der mittelalterlichen Dom- und Stiftsschule, später dann mit dem Rektor einer Rats- oder Stadtschule, auch einen Leiter (DIPF/Orig.)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
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Autor*innen: Keim, Wolfgang; Schwerdt, Ulrich; Reh, Sabine
Titel: Einleitung
Aus: Keim, Wolfgang; Schwerdt, Ulrich; Reh, Sabine (Hrsg.): Reformpädagogik und Reformpädagogik-Rezeption in neuer Sicht: Perspektiven und Impulse, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 2016 (Bildungsgeschichte. Forschung - Akzente - Perspektiven), S. 7-15
Dokumenttyp: 4. Beiträge in Sammelwerken; Sammelband (keine besondere Kategorie)
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: 20. Jahrhundert; Bildungsgeschichte; Deutsches Reich; Historiografie; Internationalität; Reformpädagogik; Rezeption; Weimarer Republik
Abstract: Die Einleitung gibt einen Überblick über die Beiträge in diesem Band. (DIPF/Autor)
DIPF-Abteilung: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung