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Autor*innen: Wiegmann, Ulrich
Titel: Der 17. Juni 1953 und die pädagogische Wissenschaft in der DDR
Aus: Häder, Sonja; Wiegmann, Ulrich (Hrsg.): Pädagogik, Erziehungswissenschaftler und Gesellschaftskrise in realsozialistischen Staaten Mitteleuropas, Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren, 2004 , S. 17-37
Dokumenttyp: 4. Beiträge in Sammelwerken; Sammelband (keine besondere Kategorie)
Sprache: Deutsch
Schlagwörter: Bildungsgeschichte; Pädagogik; Geschichte; Siebzehnter Juni; Gesellschaft; Deutschland-DDR
Abstract: Auf der Basis der Zeitschriftenjahrgänge der "Pädagogik" 1953- 55 geht der Beitrag in der Hauptsache zwei Fragen nach. Zum einen wird untersucht, wie die DDR-pädagogische Elite unmittelbar auf die frühe Existenzkrise reagierte. Deutlich wird, dass die Repräsentanten der pädagogischen Wissenschaft nach dem 17. Juni 1953 die eigene Abwendung von der pädagogischen Basis als hauptsächliches Entwicklungsproblem diagnostizierten. Damit folgten sie der SED-Führungselite, die als Krisenursache ebenfalls eine Entfremdung von der Bevölkerung einräumte. Dieser Gleichklang förderte den Verzicht auf eine allgemeinpädagogische Selbstverständigung und -bestimmung. Pädagogische Wissenschaft geriet unmittelbar in den Dienst schulpädagogischer Praxis. Die Tendenz zur Gebrauchspädagogik setzte sich im Ergebnis der Gesellschaftskrise des Jahres 1953 durch. Zum anderen wird gefragt, welche Folgen die Krise hatte für das herrschende pädagogische Paradigma. Besonders augenfällig wird der Abbau doktrinärer Überfrachtung der Zeitschriftenbeiträge. Diese ideologische Entlastung vollzog sich ebenso dramatisch wie kommentarlos. In dem gleichen Maße, wie die Ideologisierung sprachlich gedämpft wurde, festigte sich das doktrinäre Fundament pädagogischer Wissenschaft in der DDR und auf diese subtile Weise die Etablierung der pädagogischen Fachsprache auf dem doktrinären Fundament des Marxismus-Leninismus.
DIPF-Abteilung: Forschungsstelle Berlin