Frühe Defizite

Ausgangspunkt des TV-Beitrags ist die Tatsache, dass Kindern zuhause immer weniger vorgelesen wird. Umgekehrt steigt die Zeit, die Kinder schon in frühen Jahren am Handy oder Tablet verbringen. Das hat Folgen: Sprachliche Defizite sind schon im Grundschulalter verbreitet. Professor Hasselhorn stellt klar: „Die Wahrscheinlichkeit, dass das aufgeholt wird, wird immer geringer.“ Betroffen sind verstärkt Kinder aus sozial schlecht gestellten Familien oder solchen mit Migrationshintergrund. Der DIPF-Bildungsforscher verweist auf die Schwierigkeiten, hier entgegenzuwirken: „Wir können heute feststellen, dass schon am ersten Schultag Sprachunterschiede, die durch das Vorlesen wesentlich positiv beeinflusst werden können, so groß sind, dass soziale Unterschiede kaum mehr kompensierbar erscheinen.“
Die Politik und die Schulen arbeiten dennoch an Möglichkeiten: In Rheinland-Pfalz gibt es etwa das Förderinstrument „Leseband“, eine verbindliche tägliche Lesezeit von zehn Minuten in den Grundschulen. Marcus Hasselhorn lobt diesen Ansatz ausdrücklich, verweist aber auch darauf, dass man eigentlich früher ansetzen müsste. Ideal wäre es, das Lesen der Kinder bereits im Kindergarten, ab etwa einem Alter von drei Jahren, zu unterstützen, so der Psychologe. Bei allen Bemühungen: Am meisten würde helfen, wenn Eltern ihren Kindern wieder mehr vorlesen.