Schulen in sozial herausfordernder Lage nachhaltig unterstützen

28.01.2021
Erhöhter Sprachförderbedarf, große Personalfluktuation, armutsgefährdete Elternhäuser: Das sind nur einige der erschwerten Bedingungen, unter denen Schulen in sozial herausfordernder Lage arbeiten. Im Ergebnis fallen die Leistungen der dortigen Schüler*innen vergleichsweise schlechter aus. Ein neuer Forschungsverbund will dieser Bildungsungleichheit nun bundesweit entgegenwirken. Unter dem Titel „Schule macht stark – SchuMaS“ erarbeiten Wissenschaftler*innen von 13 Institutionen gemeinsam mit insgesamt 200 Schulen entsprechende Maßnahmen. Das Vorhaben ist Teil einer gemeinsamen Bund-Länder-Initiative und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

„Durch ein großes Maß an Abstimmung zwischen allen Ebenen wollen wir möglichst zielgerichtet und nachhaltig zum Abbau sozialer Ungleichheiten beitragen. Dabei geht es uns nicht nur um den Zugang zu Bildung, sondern um den tatsächlichen Erfolg der Schüler*innen“, erklärt Professor Dr. Kai Maaz, Geschäftsführender Direktor des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, das den Verbund koordiniert. „Wir möchten, dass sich die sprachlichen und mathematischen Basiskompetenzen, die Lernmotivation und auch die sozialen Kompetenzen der Schüler*innen verbessern. Das gilt auch vor dem Hintergrund der Herausforderungen in der aktuellen Pandemie-Situation“, konkretisiert Maaz. Für diese Ziele werden Bildungsforschung und Schulpraxis im Rahmen von SchuMaS besonders intensiv zusammenarbeiten. Das Verbundprojekt hat zum Januar 2021 seine Arbeit aufgenommen.

SchuMaS wird an vier thematischen Handlungsfeldern ansetzen. Es gilt,

  1. den Unterricht weiterzuentwickeln – mit einem besonderen Fokus auf Mathematik und Deutsch,
  2. das an den Schulen tätige pädagogische Personal noch gezielter zu qualifizieren und dabei die spezifischen Bedingungen von Schulen in sozial herausfordernder Lage in den Blick zu nehmen,
  3. die Schulen als Organisation, die Schulkultur und das Führungshandeln weiterzuentwickeln und
  4. das Lernen außerhalb des Unterrichts und die Unterstützung im sozialen Umfeld zu fördern.

In allen vier Bereichen identifizieren und entwickeln die Forschenden gemeinsam mit den Schulen wirksame Maßnahmen. Diese bauen auf dem wissenschaftlichen Kenntnisstand und den bereits bestehenden Ansätzen an den Schulen auf. Das Spektrum kann von zusätzlichen Lesezeiten im Unterricht über die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams bis hin zu einer stärkeren Einbindung der Eltern und der Kooperation mit außerschulischen Partnern – etwa in der Ausgestaltung der Ganztagsbeschulung – reichen. Das Maßnahmenpaket wird jeweils an die individuellen Bedarfe der einzelnen Schulen angepasst.

Eng abgestimmte Zusammenarbeit im gesamten Bundesgebiet

Die beteiligten 200 Schulen kommen aus allen 16 Bundesländern. Sie gehören dem Primarbereich und der Sekundarstufe I an. Die Zusammenarbeit mit ihnen organisiert der interdisziplinäre Forschungsverbund über vier Regionalzentren. In enger Abstimmung mit den Ländern – insbesondere den Landesinstituten und Agenturen zur Qualitätsentwicklung sowie den Schulaufsichtsbehörden – begleiten und beraten die Zentren die Schulen. Teil des Vorhabens sind drei weitere wissenschaftliche Arbeitsgruppen. Sie (1.) evaluieren die Wirksamkeit der Maßnahmen, (2.) unterstützen technisch und methodisch den Umgang mit Erhebungen und Forschungsdaten und (3.) stärken den Transfer des erarbeiteten Wissens und die Verzahnung aller Maßnahmen und beteiligten Gruppen – ein zentrales Ziel des Verbunds.

„Die weitreichende und übergreifende Kooperation von Wissenschaft, Bildungspraxis und Bildungsadministration stellt in dieser Form für alle Beteiligten einen neuen Ansatz dar. Wir sind uns aber sicher, dass diese Netzwerke große Entwicklungspotenziale für die Schulen und natürlich vor allem für die Schüler*innen erschließen können“, so Kai Maaz. Davon sollen nicht nur die teilnehmenden 200 Schulen profitieren. Nach fünf Jahren soll ein Katalog praxisbewährter und forschungsbasierter Maßnahmen stehen, deren Wirksamkeit im Einsatz überprüft wurde. Er soll dann weiteren Schulen in sozial herausfordernden Lagen zur Verfügung gestellt werden.

Der SchuMaS-Forschungsverbund

Neben dem koordinierenden DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation gehören dem Verbund folgende weitere Einrichtungen an: Das Deutsche Jugendinstitut (DJI), die Freie Universität Berlin, das Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung der Eberhard Karls Universität Tübingen, das Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts (IEEM) der Technischen Universität Dortmund, das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin, das Interdisziplinäre Zentrum für Bildungsforschung (IZfB) der Universität Duisburg-Essen, das IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, das Deutsche Zentrum für Lehrerbildung Mathematik (DZLM), das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln, die Ruhr-Universität Bochum, die Universität Heidelberg, die Universität Mannheim und die Universität Potsdam. An der Arbeit des Verbunds sind weitere Wissenschaftler*innen und kooperierende Institutionen beteiligt – zum Beispiel die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).

Die Bund-Länder-Initiative „Schule macht stark“

Die Initiative hat zum Ziel, die Bildungschancen von sozial benachteiligten Schüler*innen zu verbessern. Dafür stellen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die Länder zu gleichen Teilen insgesamt 125 Mio. Euro zur Verfügung. Die Initiative ist auf zehn Jahre angelegt und in zwei Phasen à fünf Jahre gegliedert. In der ersten Phase soll die vom BMBF finanzierte praxisnahe Forschung des SchuMaS-Forschungsverbunds insgesamt 200 Schulen in sozial herausfordernden Lagen dabei unterstützen, ihre besonderen Aufgaben zu meistern. Die zweite Phase dient dem Transfer der von Wissenschaft und Praxis gemeinsam entwickelten Konzepte an weitere Schulen.

Kontakt

Forschungsverbund „Schule macht stark – SchuMaS“:

Prof. Dr. Kai Maaz (Leiter des Verbunds), +49 (0)69-24708-201
Dr. Stephan Kielblock (wissenschaftlicher Gesamtkoordinator des Verbunds), +49 (0)69-24708-243

Presse: Anke Wilde, DIPF, +49 (0)69 24708-824, www.dipf.de