Ein Zwischenstand des Startchancen-Programms
Vor mehr als einem Jahr ist das von Bund und Ländern finanzierte und weitreichend angelegte Startchancen-Programm gestartet. Es unterstützt bundesweit Schulen in sozial herausfordernden Lagen. Das DIPF koordiniert den CHANCEN-Verbund, einen Zusammenschluss von Expert*innen von 19 Institutionen, die wissenschaftliche Begleitung und Forschung für das Programm leisten. Martina Diedrich leitet das Governance-Zentrum im Rahmen dieser Verbund-Arbeit und blickt in dem Interview auf die Anfangsphase zurück: „Es war ein sehr aufregendes und forderndes Aufbaujahr.“
Sie legt zudem dar, was die Aufgabe des Verbunds ist: „Der CHANCEN-Verbund arbeitet nicht direkt mit den Schulen, sondern qualifiziert das Beratungs-, Unterstützungs- und Aufsichtspersonal in den Ländern – alles unter dem Label der Ko-Konstruktion.“ Gemeint ist eine gemeinschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Mit Blick auf die Perspektiven des Programms nennt sie durchaus Herausforderungen: „Die Ziele sind sehr ehrgeizig und es gibt viele Fragezeichen, eines davon ist: Wie mutig sind die Länder?“ Als Beispiel hierfür führt sie den Lehrkräftemangel an: „Niemand traut sich momentan, hier voranzugehen und danach zu fragen, wie man das System so umbauen kann, dass Unterricht und Schule auch mit weniger Lehrkräften funktionieren.“
Die Forscherin blickt dennoch zuversichtlich auf die weitere Arbeit, da es in den Ländern bereits viele sinnvolle Unterstützungsangebote – etwas zur Sprachförderung – gebe und man diese nun kohärent und sinnstiftend zusammenführen müsse: „Das Startchancen-Programm ist das Dach, unter dem die Länder ihre Maßnahmen einsortieren und damit ein solides Gebäude errichten können.“ Zugleich stellt sie klar, was es dafür braucht: „Die Ziele des Programms sind nicht als „entweder oder“, sondern als „sowohl als auch“ zu begreifen. Zudem sollten wir das ko-konstruktive Prinzip noch mehr beherzigen – also die Bereitschaft zeigen, gemeinsam qualitätsvolle Angebote zu erarbeiten. Erst dann haben wir die Chance, unser Schulsystem nachhaltig zu verändern.“
Das gesamte Interview mit Martina Diedrich im Didacta-Magazin