Lehrkräftemangel, Bildungsungleichheit, Coronafolgen: der nationale Bildungsbericht in den Medien

Lehrkräftemangel, Bildungsungleichheit, Coronafolgen: der nationale Bildungsbericht in den Medien
© Waldemar Brzezinski
28.06.2022
Der aktuelle nationale Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2022“, der sich in seinem Schwerpunktkapitel dem Lehrpersonal widmet, hat ein breites Medienecho hervorgerufen. Vorgestellt worden ist der Bericht in einer Pressekonferenz am 23. Juni von KMK-Präsidentin Karin Prien, Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und dem Sprecher der Autor*innengruppe des Bildungsberichts, Prof. Dr. Kai Maaz. Der Lehrkräftemangel und die Bildungsungleichheit waren in der Medienberichterstattung die vorherrschenden Themen.

So überschrieb die dpa (hier: Handelsblatt) ihren Beitrag mit „Warnung vor ‚Personalkollaps‘ im Bildungssystem“ und wies darauf hin, dass derzeit in vielen Bereichen der Wirtschaft und im Gesundheits- und Pflegebereich händeringend Fachkräfte gesucht würden. „Wir werden hier möglicherweise Verteilungskämpfe auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erleben“, wurde der geschäftsführende Direktor des DIPF, Kai Maaz, in dem Artikel zitiert.

Das Deutsche Schulportal verwies darauf, dass es zu wenig Personal und letztlich auch zu wenige Einrichtungen für immer mehr Kinder gebe. Die Zahl der allgemeinbildenden Schulen sei seit 2010 um sieben Prozent gesunken, obwohl absehbar gewesen sei, dass die Zahl der Schüler*innen wieder steigt. Gerade mit dem Ganztagsanspruch ab 2026 stünden die Schulträger vor einer „enormen Herausforderung und unter großem zeitlichem Druck“.

Gerade auch im frühkindlichen Bereich zeige sich der Personalmangel – allein in westdeutschen Kitas würden im Jahr 2025 etwa 72.500 Erzieher*innen fehlen, führte der Spiegel auf. Dieser Engpass werde in den kommenden Jahren zu einer Schlüsselfrage der Zukunftsfähigkeit der frühen Bildung, zitiert der Beitrag den Bildungsbericht.

Dies wiederum habe direkte Folgen für Kinder mit geringen Deutsch-Kenntnissen, hält die FAZ fest. Nicht alle Kinder hätten in der ersten Klasse genügend Deutschkenntnisse, um dem Unterricht zu folgen. Nach Auffassung der Bildungsforschung müsse darum die sprachliche Grundbildung für alle über den Lebenslauf hinweg bildungsbereichsübergreifend gesichert werden. Immerhin 40 Prozent der Kinder unter sechs Jahren, so der Hinweis der Berliner Zeitung, hätten einen Migrationshintergrund. Wenn deren Eltern dazu noch arm, arbeitslos und gering qualifiziert seien, bestünde für diese Kinder ein höheres Risiko, dass sie lediglich niedrigere Abschlüsse erreichen als für Kinder ohne Migrationshintergrund.

Die Zeit befasste sich unter anderem auch mit den Folgen der Pandemie, für die der aktuelle Bildungsbericht eine erste Bilanz liefert. Auch wenn es bisher noch zu wenige Studien zu diesem Thema gebe, sei absehbar, dass sich Bildungsunterschiede verstärkt hätten. Kindern aus bildungsnahen Elternhäusern sei pro Monat an sieben Tagen mehr vorgelesen worden als Kindern aus bildungsfernen Familien. 2019 hatte diese Differenz noch bei fünf Tagen gelegen. Und auch die Leseleistungen von Viertklässler*innen hätten sich 2021 gegenüber 2016 verschlechtert – dies jedoch sei nicht nur in der Corona-Pandemie begründet.

Doch auch positive Entwicklungen vermerkte die Presse im aktuellen Bildungsbericht. So verwies der Tagesspiegel auf die Leistungen der Berufsschulen, wo viele Jugendliche einen allgemeinbildenden Schulabschluss nachholen könnten. Darauf verweist auch Kai Maaz im Interview mit dem Bildungsjournalisten Jan-Martin Wiarda: „Das Bildungssystem wird durchlässiger und gibt den Menschen zweite und dritte Chancen. Mit dem Ergebnis, dass von jungen Menschen ohne Schulabschluss ein paar Jahre später nur noch 1,5 Prozent übrig sind.“

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