SWK-Empfehlungen zum Lehrkräftemangel veröffentlicht

SWK-Empfehlungen zum Lehrkräftemangel veröffentlicht
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27.01.2023
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) hat am 27. Januar gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz (KMK) Empfehlungen zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel veröffentlicht. Darin geht es vor allem darum, bei den qualifizierten Lehrkräften weitere Beschäftigungsreserven zu erschließen und deren Arbeit zu entlasten. Zeitlich befristete Notmaßnahmen könnten darin bestehen, für ältere Schüler*innen den Hybridunterricht und Selbstlernzeiten auszuweiten.

Der Geschäftsführende Direktor des DIPF, Prof. Dr. Kai Maaz, ist Mitglied der SWK und unterstreicht: "Der Lehrkräftemangel ist eine ernst zu nehmende Situation, auf die wir auch schon im Rahmen des nationalen Bildungsberichts verwiesen haben. Dennoch sollten wir nicht die pädagogische Qualität verringern, indem der Unterricht immer mehr von Quer- und Seiteneinsteiger*innen ohne adäquate didaktische Kenntnisse geleistet wird. Vielmehr braucht es eine Neuorganisation des Unterrichts, etwa durch mehr individuelle Förderung mit digitalen Technologien und mehr Selbststudienzeiten für höhere Jahrgänge."

Besonders wichtig sei ihm dabei der Aspekt, im System bereits vorhandene Ressourcen besser zu erschließen. "Gerade weil der Bedarf an Lehrkräften nicht allein durch neues Personal oder neue Unterrichtsformen gedeckt werden kann, muss es künftig verstärkt darum gehen, die Beschäftigungsreserven bei qualifizierten Lehrkräften besser nutzbar zu machen", erläutert der Bildungsforscher. Hier böten sich vielfältige Möglichkeiten: Vor dem Eintritt in den Ruhestand könne die Unterrichtsverpflichtung zunächst reduziert werden. Auch solle ermöglicht werden, Lehrkräfte aus dem Ruhestand in den Schuldienst zurückzuholen. Denkbar sei auch eine Reduktion der Teilzeitbeschäftigung, welche jedoch familienfreundlich und verträglich gestaltet sein müsse, so Kai Maaz weiter. Zudem sollten die Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben entlastet werden, um mehr Raum für die pädagogische Arbeit zu generieren."

Die zentralen Empfehlungen der SWK umfassen die folgenden Punkte

1. Erschließung von Beschäftigungsreserven bei qualifizierten Lehrkräften mittels

  • Anpassung des Ruhestandseintritts, der Reduktion der Unterrichtsverpflichtung aus Altersgründen und der Teilzeitbeschäftigung an die aktuelle Situation;
  • Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung in Anlehnung an das Konzept der Vorgriffsstunden;
  • erleichterter Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen;
  • Abordnung von Lehrkräften an Dienststellen mit besonderem Bedarf;
  • Entlastung der Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben.

2. Ausweitung des Potenzials an qualifizierten Lehrkräften

  • durch die Weiterqualifizierung von Gymnasiallehrkräften für andere Schulformen
  • und durch die Nachqualifizierung in Mangelfächern.

3. Entlastung und Unterstützung qualifizierter Lehrkräfte durch Studierende und andere, formal nicht (vollständig) qualifizierte Personen.

4. Flexibilisierung des Einsatzes von Lehrkräften durch

  • Hybridunterricht;
  • Erhöhung der Selbstlernzeiten von Schüler:innen;
  • Anpassung der Klassenfrequenzen.

5. Vorbeugende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung mittels

  • Achtsamkeitstrainings und eMental-Health-Angeboten;
  • Coaching- und (Gruppen-)Supervisionsangeboten;
  • Kompetenztrainings zur Klassen- und Gesprächsführung;
  • niedrigschwelliger, gut zugänglicher Angebote;
  • Sensibilisierung und Unterstützung von Schulleitungen;
  • Bündelung von Angeboten an einem Ort und Optimierung des Informationsmanagements.

6. Bestandsaufnahme, Bewertung und Weiterentwicklung von Modellen des Quer- und Seiteneinstiegs.

Zur Stellungnahme der SWK (pdf)