Homeschooling: An Tagen, an denen Lernaufgaben mehr Spaß machen, lernen Kinder selbstständiger

Homeschooling: An Tagen, an denen Lernaufgaben mehr Spaß machen, lernen Kinder selbstständiger
07.06.2021
Kindern, die sich besser selbst regulieren können, fällt es insgesamt leichter sich zu konzentrieren und Ablenkungen zugunsten ihrer Ziele zurückzustellen. Davon profitieren sie auch beim täglichen Lernen im Homeschooling und benötigen weniger Unterstützung. Das zeigt eine Untersuchung von Forschenden des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Ein weiterer Befund: Kinder lernen zu Hause selbstständiger an den Tagen, an denen ihnen die Aufgaben mehr Spaß machen und sie die Aufgaben als einfacher einschätzen. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft veröffentlicht.

Gerade in Zeiten des Distanzlernens mussten und müssen die Schüler*innen ihre Lernaufgaben viel selbstständiger erledigen als im Präsenzunterricht. Die jetzt vorliegende Studie zeigt, dass es von verschiedenen Faktoren abhängt, wie selbstständig die Schüler*innen ihre täglichen Aufgaben bearbeiten. „Dazu gehört zum einen die generelle Fähigkeit, sich zu konzentrieren und sich nicht von anderen Dingen oder Bedürfnissen ablenken zu lassen – eine Fähigkeit, die wir auch als Selbstregulation bezeichnen“, sagt Dr. Friederike Blume, die Erstautorin des nun in der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft erschienenen Artikels. „Entscheidend für die tägliche Selbstständigkeit waren aber auch der Schwierigkeitsgrad der gestellten Aufgaben und ob die Aufgaben den Kindern Spaß machten.“

Für die Studie wurden während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 die Eltern von 535 Kindern befragt. In einem Eingangsfragebogen schätzten sie zunächst die generelle Fähigkeit zur Selbstregulation ihres Kindes ein, beispielsweise ob sich das Kind im Allgemeinen konzentrieren kann oder wie gut es nachdenkt, bevor es handelt. An 21 aufeinander folgenden Abenden berichteten sie anschließend darüber, wie schwierig ihr Kind die Lernaufgaben am jeweiligen Tag fand, wie viel Freude es bei der Bearbeitung der Aufgaben hatte und wie selbstständig es gearbeitet hatte.

Nach den Erkenntnissen der Forschenden erledigten Kinder, die sich nach Einschätzung ihrer Eltern besser selbst regulieren können, ihre täglichen Schulaufgaben selbstständiger als Schüler*innen, die das weniger gut können. Darüber hinaus lernten die Schüler*innen weniger selbstständig an Tagen, an denen sie die Aufgaben als schwieriger empfanden oder an denen ihnen die Schulaufgaben weniger Spaß machten.

An der Studie hatten vorwiegend Eltern von Kindern im Grundschulalter teilgenommen. Die Studienergebnisse lassen sich somit nicht uneingeschränkt auf ältere Schüler*innen, beispielsweise in der Oberstufe, übertragen, betont die DIPF-Forscherin Blume. Dennoch lieferten sie wichtige Hinweise für die Aufgabenstellungen gerade im Distanzlernen: „Die Lehrkräfte können vermutlich Einfluss darauf nehmen, wie selbstständig ihre Schüler*innen lernen, indem sie sehr gezielt das Schwierigkeitsniveau abwägen und darauf achten, wie viel Freude die Aufgaben bereiten. Dafür sollten sie auch die Rückmeldung ihrer Schüler*innen einholen. Außerdem sollten sie gezielt die individuellen Voraussetzungen und Interessen der Schüler*innen in den Blick nehmen, insbesondere von den Kindern, die größere Schwierigkeiten mit der Selbstregulation haben.“ Zugleich sollten die Lehrkräfte während des Homeschoolings für ihre Schüler*innen erreichbar sein, um sie bei der Aufgabenbearbeitung zu unterstützen, wenn deren Eltern dies nicht oder nicht in ausreichendem Maße tun können.

Veröffentlichung

Blume, F., Schmidt, A., Kramer, A. C., Schmiedek, F., Neubauer, A. B. (2021): Homeschooling during the SARS-CoV-2 pandemic: the role of students’ trait self-regulation and task attributes of daily learning tasks for students’ daily self-regulation. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. https://doi.org/10.1007/s11618-021-01011-w

Kontakt

Fachliche Ansprechpartnerin:  Dr. Friederike Blume, +49 (0)69 24708-263
Presse: Anke Wilde, +49 (0)69 24708-824