Wir sind kein Hotel!

Wir sind kein Hotel!
10.12.2013
Wer in den 1950er Jahren die damalige HIPF besuchte, musste sich auch trotz des großen Wohnungsmangels keine Sorgen um die Übernachtung machen. Das Gebäude in der Frankfurter Schloßstraße verfügte über mehr als zwanzig „besonders gut möblierte Wohnzimmer“, die vorwiegend an Tagungsgäste, zeitweilige Mitarbeiter oder ausländische Stipendiaten vermietet wurden.

Um die Hochschulkasse aufzufüllen, bemühte sich die Hausverwaltung aber auch um fremde Mieter – vor allem um die zahlreichen Geschäftsleute, die zu den Messezeiten Unterkünfte brauchten. Das „Fremdenbuch“ der HIPF führt neben Professoren, Studienräten und Studenten deshalb auch Vertreter, Kaufleute und Importeure auf, die zehn Mark täglich oder 100 Mark im Monat für ein Gästezimmer zahlten – inklusive „Licht, Reinigung, Bettwäsche und Benutzung der Duschräume“. Auf diese Weise nahm die Hochschule im Jahre 1955 etwa 15000 DM ein. Noch 1961, als es in Frankfurt wieder ausreichend Hotels und Fremdenzimmer gab, kamen rund 12 000 Mark zusammen.

Der Geschäftssinn der Verwaltung wurde dennoch nicht besonders gern gesehen: Nach mehreren Beschwerden aus dem Kreis der Mitarbeiter, die sich um ihre „ungestörte Forschungsarbeit“ oder ganz grundsätzlich um „die Würde eines wissenschaftlichen Institutes“ sorgten, schritt die Hochschulleitung im September 1963 ein. Zimmer durften nur noch an Personen vermietet werden, die dem Institut „durch ihre Arbeit oder durch Verwandtschaft mit im Hause wohnenden Mitarbeitern verbunden“ waren. Schließlich entfiel auch diese Möglichkeit: Weil Büroraum fehlte, wurden alle Gästezimmer bis auf drei nach 1970 schrittweise in Arbeitsräume umgewandelt.

 

Dokumente

 

Fremdenbuch der Hochschule für Internationale Pädagogische Forschung, 1956-1977
Institutsarchiv, Best. 140 Geschäftsstelle, Nr. 12

(Zur besseren Lesbarkeit des Dokuments bitte auf das Bild klicken.)

 

 Die letzte Eintragung im Fremdenbuch stammt aus dem Frühjahr 1977, als ein Wissenschaftler aus Glasgow für vier Tage Frankfurt und das DIPF besuchte.