Schülerzeitungen der 1950er und 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland: Artefakte gymnasialer Schulkulturen und ihr Bedeutungswandel (PAUSE)

Im DFG-Projekt „Schülerzeitungen der 1950er und 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland: Artefakte gymnasialer Schulkulturen und ihr Bedeutungswandel (PAUSE)“ wurden Schüler*innenzeitungen von 1949 bis 1968 aus der BBF untersucht. Deskriptiv-statistischen Analysen schlossen sich Einzelfallstudien an, in denen gefragt wurde, wie sich die Schüler*innenzeitungen etablierten und wie sie die Schulkulturen der Nachkriegsjahrzehnte beeinflussten und veränderten.

Projektbeschreibung

Während historische Analysen der schulischen Makrostrukturen in der Bundesrepublik der 1950er und -60er Jahre bereits vorlagen, fehlte oftmals noch der mikrologische Blick auf Einzelschulen und ihre Kultur. Dieser Befund war Ausgangspunkt des Forschungsprojektes, das die Ebene der einzelnen Schule über eine Quelle in den Blick nahm, die zugleich die Perspektive der Schüler*innen abbildet. Dazu wertete das Projektteam aus der umfangreichen Schülerzeitungssammlung der BBF die Ausgaben der Jahre 1949 bis 1968. Zunächst ging es darum, eine quantitative Auswertung des Gesamtbestandes vorzunehmen, etwa Erscheinungsformen und -zahlen sowie thematische Schwerpunkte zu ermitteln, und den Bestand systematisch zu beschreiben. In diesem Arbeitsschritt konnte die westdeutsche Zeitungslandschaft an Schulen in der Nachkriegszeit erstmals vermessen werden.

In qualitativen Einzelfallstudien wurde anschließend danach gefragt, wie sich im Untersuchungszeitraum Schulzeitungen in der spezifischen Kultur einzelner Schulen etabliert und gewandelt haben. Im Mittelpunkt des Interesses standen Aspekte des Schulalltages und seiner Wahrnehmung durch die Schüler*innenschaft: Was machte den alltäglichen Umgang mit der Produktion und dem Vertrieb der Schulzeitungen aus? Wie wirkte sich das auf die Gestalt bzw. die Gestaltung derselben aus? Welche Bedeutung hatte die Produktion einer Zeitung für die Beteiligten: Als wer und wie konnten sie sich dadurch zeigen?

In einer kulturhistorischen Betrachtungsweise, die auch der Materialität von Schüler*innenzeitungen Beachtung schenkte, wurden diese als Artefakte schulischer Kulturen aufgefasst und analysiert, die Aufschluss darüber geben, welche Bedeutung Schule für die „skeptische Generation“ – so der Soziologe Helmut Schelsky – besaß, wie sich jugendliche Ausdrucksformen allmählich Raum schafften und die Entwicklung der Schule zu mehr Partizipation und Liberalität förderten.

Verbundprojekte

Finanzierung

Das Projekt wurde von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Publikationen

  • Kabaum, Marcel (2018): Jugendkulturen und Mitgestaltung in westdeutschen Schulen der 1950er und 1960er Jahre. Schülerzeitungen als historische Quellen der Schul- und Jugendforschung. Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Diss. (Online: urn:nbn:de:0111-pedocs-166806)
  • Kabaum, Marcel/Gippert, Markus (2016): „Die Schülerzeitung geht alle an!“: Aus der Arbeit eines Forschungsprojektes der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung“. In: Zeitschrift für Museum und Bildung 79 (2015), S. 99–113.
  • Kabaum, Marcel (2017): Der Blick westdeutscher Schüler und Schülerinnen in den 1950er und 1960er Jahren auf Jugendkultur und die USA: Ein Vergleich ihrer Darstellungen in Schülerzeitungen“. In: Hüser, Dietmar (Hrsg.): Populärkultur transnational: Lesen, Hören, Sehen, Erleben im Europa der langen 1960er Jahre. Bielefeld: transcript, S. 49–78.
  • Kabaum, Marcel (2017): Schülerzeitungen als Werkzeug der Demokratisierung (1945–1970). In: Das Archiv: Zeitschrift für Wolfsburger Stadtgeschichte, Nr. 5/Mai 2017, S. 4–5 (Online: https://redaktion.wolfsburg.de//~/media/wolfsburg/statistik_daten_fakten/izs/das-archiv/izs_dasarchiv_ausgabe_5_20170510_1.pdf, letzter Aufruf 23.08.2019)
  • Kabaum, Marcel (2017): Schulische Artefakte zwischen 1950 und 1970 – Die Gestaltung und Herstellung westdeutscher Schülerzeitungen. In:  Stiller, Jurik/Laschke, Christin (Hrsg.) (2017): Herausforderungen, Befunde und Perspektiven interdisziplinärer Bildungsforschung. Frankfurt a. M.: Lang, S. 35–73.(Berlin-Brandenburger Beiträge zur Bildungsforschung; 2017)
  • Kabaum, Marcel (2017): Zwischen Partizipation und Zensur: jugendeigene Presse und Meinungsfreiheit in der Schule während der 1950er und 1960er Jahre. Mit einer Darstellung der derzeitigen schulrechtlichen Situation. In: Zeitschrift für Pädagogik 63,6,  S. 783–802.
  • Reh, Sabine/Scholz, Joachim (2012): Schülerzeitungen der 1950er und 60er Jahre als schulkulturelle Artefakte. In: Casale, Rita/König, Gudrun M./Priem, Karin (Hrsg.): Die Materialität der Erziehung: kulturelle und soziale Aspekte pädagogischer Objekte. Weinheim: Beltz, (Zeitschrift für Pädagogik; Beiheft 58), S. 105-123.

Projektleitung

Projektdaten

Status:
Abgeschlossenes Projekt
Abteilung: BBF | Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
Laufzeit:
11/2012 – 04/2016
Finanzierung:
Drittmittelprojekt
Kontakt: Prof. Dr. Sabine Reh, Stellvertretende Geschäftsführende Direktorin des DIPF