Seit nunmehr 70 Jahren trägt das DIPF durch Forschung und wissenschaftliche Infrastrukturleistung dazu bei, Qualität und Gelingensbedingungen von Bildung in Deutschland zu verbessern.

1950er Jahre: Wie alles begann

Das Institut wurde am 25. Oktober 1951 auf Beschluss der hessischen Landesregierung als Hochschule für Internationale Pädagogische Forschung (HIPF) als rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet.

Am Gründungsprozess waren die amerikanische Militärbehörde, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main beteiligt. Ihr Ziel war es, nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus internationale Anregungen in die deutsche pädagogische Forschung aufzunehmen. Die Grundzüge einer solchen Einrichtung hatte Prof. Erich Hylla entworfen, der bis 1933 als Ministerialbeamter für das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin verantwortlich war und 1946 als Berichterstatter der amerikanischen Erziehungskommission fungierte. Maßgeblich zur Gründung des Instituts trug auch Erwin Stein bei, der im Dezember 1948 als Hessischer Minister für Erziehung und Volksbildung eine Hochschule für internationale pädagogische Forschung gefordert hatte.

Die HIPF nahm im Jahr 1952 ihre Arbeit in Frankfurt am Main auf und wurde eine erste institutionelle Basis für die empirische pädagogische Forschung in Deutschland. Das Erkenntnisinteresse empirischer Forschung zu Erziehung und Bildung sollte in den Augen von Hylla „durch die Bedürfnisse der Zeit“ bestimmt sein, die wissenschaftlichen Verfahren zudem „zuverlässige, objektive Methoden der Tatsachenfeststellung“ kennzeichnen. Die HIPF ermöglichte darüber hinaus von Beginn an eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen bei übergreifendem Bezug auf die wissenschaftliche Pädagogik.

1960er bis 1980er Jahre: Von der HIPF zum DIPF

Mitte der 1960er Jahre wurde das Institut in das so genannte Königsteiner Staatsabkommen der Länder aufgenommen und erhielt eine neue Satzung. Zum Zweck der Stiftung wurde die praxisbezogene empirische Bildungsforschung im internationalen Vergleich bestimmt. Zugleich wurde die Hochschule in Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) umbenannt.

Neben der empirischen Forschung unternahm das DIPF nun forschungsbezogene Aus- bzw. Weiterbildungen für pädagogisches Fachpersonal und Beschäftigte der Bildungsadministration. Indem Lehrkräfte für ein Studienjahr am DIPF abgeordnet oder beurlaubt wurden, fand Praxis- und Professionswissen Eingang in die empirische Forschung des Instituts.

In den 70er und 80er Jahren orientierte das DIPF sich in Richtung eines reinen Forschungsinstituts. Dabei konzentrierte sich die Arbeit zunehmend auf internationale Vergleiche von Bildungsaspekten. Auch dank der elektronischen Möglichkeiten zu wissenschaftlicher Kooperation und Vernetzung konnte der internationale Austausch am DIPF intensiviert werden. Das Institut verstand sich dabei auch als Anlaufstelle für internationale Gäste aus Wissenschaft und Politik, denen man über persönlichen Austausch und Zusammenarbeit die Strukturen, Besonderheiten und Erfolge des deutschen Bildungssystems transparent machte.

Seit 1977 wird das DIPF als Mitglied der so genannten „Blauen Liste“ aufgrund seiner wissenschaftlichen Arbeit von überregionaler Bedeutung und gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.

1990er Jahre: Gründung der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung und das DIPF in der Leibniz-Gemeinschaft

Wesentliche strukturelle Änderungen ergaben sich am DIPF seit 1990 durch die Integration von Teilen der ehemaligen Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, der Pädagogischen Zentralbibliothek sowie der Information und Dokumentation. In der Pädagogischen Zentralbibliothek war zuvor die über hundert Jahre alte Deutsche Lehrerbücherei aufgegangen. Als Teil des DIPF wurde sie als Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) neu gegründet.

1990 wurde das DIPF zudem Gründungsmitglied der "Arbeitsgemeinschaft Blaue Liste", die sich 1997 in "Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz" (kurz: Leibniz-Gemeinschaft) umbenannte. Die Leibniz-Gemeinschaft bietet seither den zentralen institutionellen Rahmen für die wissenschaftliche Kooperation, die Weiterentwicklung des Institutsprofils sowie die kontinuierliche Qualitätssicherung wissenschaftlicher Arbeit am DIPF.

2000er Jahre: Vertiefung und Erweiterung des Institutsprofils – Bildungsforschung und Bildungsinformation

Maßgeblich für die Entwicklung des Instituts war die Gründung neuer Abteilungen in den Jahren 1998 bis 2001, insbesondere der Aufbau eines Dienstleistungsbereichs für Bildungsinformation, heute das Informationszentrum Bildung. Etwa seit der Jahrtausendwende bilden Leistungen des Instituts in Bildungsforschung und Bildungsinformation den Kern des Institutsprofils. Zu diesem Profil trägt die wissenschaftliche Bearbeitung der systemischen, institutionellen und individuellen Ebene des Bildungsgeschehens in seinen Wechselwirkungen bei. Mit der Einrichtung der Abteilung Bildung und Entwicklung im Jahr 2007 definierte das DIPF insbesondere die individuelle Handlungsebene des Lernens und der Entwicklung neu.

Die internationale Perspektive des Instituts basiert heute vor allem auf umfangreichen Forschungsarbeiten zur Schulqualität, zu Steuerungsfragen sowie zu wissenschaftlicher Infrastruktur, die eine systematische internationale Vergleichbarkeit des deutschen Bildungssystems unterstützen. Außerdem ist die Abteilung Lehr- und Lernqualität in Bildungseinrichtungen maßgeblich an der Durchführung der PISA-Studien beteiligt. Im Jahr 2012 erhielt das DIPF mit der Einrichtung der Professur für Historische Bildungsforschung eine fünfte wissenschaftliche Abteilung, die gemeinsam mit der Abteilung Struktur und Steuerung des Bildungswesens die Arbeit am Berliner DIPF-Standort prägt.

Der nationale Bildungsbericht für Deutschland benennt unter der Federführung des DIPF seit 2006 alle 2 Jahre Leistungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen des deutschen Bildungssystems. Er rückt bedeutsame Übergänge und Schnittstellen im Bildungswesen ins Blickfeld und folgt dabei dem Leitgedanken von Bildung im Lebenslauf.

Der 2018 fertig gestellte DIPF-Neubau am Frankfurter Campus Westend ermöglicht es, große Teile des Instituts in einem Gebäude zusammenzuführen. Seit dem Umzug auf den Campus Westend trägt das Institut den Namen DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation.

Das Institutsarchiv des DIPF

Das Institutsarchiv des DIPF enthält Verwaltungsakten, Forschungsunterlagen und Sammlungen. An diesen Materialien lassen sich die Entwicklungslinien des Instituts seit seiner Gründung 1951 bis heute, bildungs- und wissenschaftspolitische Entscheidungsprozesse, personale Vernetzungen sowie die Forschungsarbeit nachvollziehen. Der Bestand ist Teil des BBF-Archivs.

Mehr zum Institutsarchiv

Archivsplitter

In der Rubrik Archivsplitter stellen wir interessante und kurzweilige Fundstücke aus dem DIPF-Archiv vor. Stöbern Sie hier und erfahren Sie zum Beispiel, warum das DIPF heute auch IABF heißen könnte.

Hintergründe

Beitrag zur Geschichte der empirischen Bildungsforschung in Westdeutschland zwischen 1945 und den 1990er Jahren