Endlich schulfrei!

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09.07.2025 Nachricht
Wie Schüler*innen (und Eltern) gut und entspannt durch die Sommerferien kommen.

Der Moment, auf den die Schüler*innen (und sicher auch Eltern und Lehrkräfte) hingefiebert haben, ist da: die Sommerferien starten! Zeit, das vergangene Schuljahr sacken zu lassen. Durchzuatmen und ein bisschen abzuhängen. Sich von Tests und dem Stress vor den Zeugnissen zu erholen und Kraft zu sammeln für die kommenden Monate.

Doch wie kommen Schüler*innen gut durch die Sommerferien? Ist es wichtig, auch in der freien Zeit regelmäßig alten Lernstoff zu wiederholen? Wie kann man sich dazu motivieren? Was machen Familien, denen durch den fehlenden Schulalltag plötzlich die so wichtigen Routinen fehlen? Wie geht man mit Ängsten vor einem Schulwechsel um, der jetzt eventuell ansteht? Und wie kann man lesend die Langeweile besiegen, die sich manchmal in den Ferien breitmacht?

Wir haben zu diesen Themen unsere DIPF-Expert*innen befragt und einige spannende Informationen zusammengetragen – für noch schönere Sommerferien.

Pauken oder lieber chillen?

"Die Sommerferien sind eine wertvolle Zeit zur Erholung und es ist wichtig, auch einmal ganz bewusst Abstand von schulischen Themen zu gewinnen", weiß Dr. Jasmin Breitwieser, die am DIPF in der Abteilung Bildung und Entwicklung zur individualisierten Förderung forscht. Studien zeigten jedoch, dass es manchen Schüler*innen nach mehrwöchigen Ferien schwerfällt, an das vorherige Leistungsniveau anzuknüpfen. Besonders bei Inhalten, die kontinuierliches Üben erfordern, wie etwa beim Vokabellernen oder Rechnen, könne es daher sinnvoll sein, auch in den Ferien das Lernen nicht ganz zu vernachlässigen. Das helfe nicht nur dabei, Gelerntes zu festigen, sondern erleichtert auch den Wiedereinstieg in den Schulalltag.

Kurze, regelmäßige Wiederholungen sind wirkungsvoller und motivierender als geballtes Lernen kurz vor Schulbeginn.

Ihr Tipp: "Kurze, regelmäßige Wiederholungen sind wirkungsvoller und motivierender als geballtes Lernen kurz vor Schulbeginn." Hilfreich sei es außerdem, bestehende Lernroutinen beizubehalten oder neue zu etablieren. Wer zum Beispiel täglich zu einer festen Zeit in einer ruhigen Umgebung lerne, schaffe eine verlässliche Struktur, die auch den Wiedereinstieg ins schulische Lernen erleichtert. Wo man lernt, spielt dabei übrigens auch eine Rolle: "Wichtig ist, einen Ort zu wählen, der Konzentration ermöglicht und dauerhaft verfügbar ist – das Freibad mag im Sommer reizvoll sein, bietet jedoch meist weder die nötige Ruhe noch eine konstante Lernumgebung", sagt die Wissenschaftlerin.

Ferien böten außerdem eine Gelegenheit, eigene Lernstrategien weiterzuentwickeln, wie etwa, sich konkrete Ziele zu setzen und diese schrittweise zu verfolgen. Das könne sowohl bei schulischen Inhalten als auch bei Hobbies und anderen Projekten sinnvoll sein. "Wer lernt, sein eigenes Lernen zu planen und bewusst zu gestalten, profitiert davon langfristig", so Breitwieser. Dr. Jasmin Breitwieser hat zusammen mit ihren Kolleg*innen eine Lernplan-App entwickelt, die Kinder und Jugendliche beim Vokabellernen unterstützt, indem sie ihnen bei der Motivation und Zielsetzung hilft. 

Dr. Jasmin Breitwieser hat zusammen mit ihren Kolleg*innen die Lernplan-App PROMPT entwickelt, die Kinder und Jugendliche beim Vokabellernen unterstützt, indem sie ihnen bei der Motivation und Zielsetzung hilft. Außerdem hat das Team den Comic "Vom Lern-Muffel zum Lern-Ninja" veröffentlicht – mit hilfreichen Tipps zum Lernen nicht nur in den Sommerferien.


Jeden Tag durch Erfahrung lernen

Lernen in den Ferien kann auch etwas anderes sein als Vokabeln zu wiederholen. Es kann auch bedeuten, neue Erfahrungen zu machen. Das weiß Irina Hönig, Förderschullehrerin und Teilnehmerin des Peers4Practice-Projekts am DIPF, in dem Tandems aus Wissenschaftler*innen und Lehrkräften gemeinsam neue, innovative Ideen für Unterricht und Forschung entwickeln.

Sie betont, wie wichtig in den Ferien das Lernen durch Erfahrungen ist – vor allem für Kinder mit Förderbedarf. "Es wäre toll, wenn die Kinder jeden Tag rausgehen und ein neues Erlebnis entdecken: eine neue Bewegung (so etwas wie rückwärts zur Schaukel laufen) auf dem Spielplatz, ein Spaziergang in einer anderen Ecke der Stadt, Schwimmenlernen im Freibad. An all das können wir Lehrkräfte dann im neuen Schuljahr anknüpfen", sagt sie. 

Mehr Infos zum Projekt Peers4Practice


Ein Ferienplan gibt Sicherheit

Sommerferien, das bedeutet auch: Viel Zeit haben jenseits der bekannten Alltagsroutinen. Während manche Kinder und Jugendliche kein Problem damit haben, plötzlich locker in den Tag zu leben, tun sich andere mit dieser "Freiheit" schwer – darunter häufig auch die Gruppe neurodivergenter Kinder und Jugendlicher. DIPF-Wissenschaftlerin Dr. Kathrin Berdelmann, die unter anderem zur Inklusion von Schulkindern im Autismus-Spektrum forscht, hat einen hilfreichen Rat für Familien mit neurigivergenten KIndern, auch wenn sie betont, dass es kein allgemeingültiges Rezept für entspannte Ferien gebe.

"Grundsätzlich ist es nicht falsch, eine gute Balance zwischen Aktivität und Ruhe zu finden: bei viel Programm und Urlaubsaktivitäten (die möglicherweise an neue Orte und zu vielen Menschen führen) müssen Erholungszeiträume eingeplant werden", sagt sie. 

"Die eher unstrukturierten Wochen der Sommerferien werden voraussehbarer, wenn bekannt ist, was in etwa wann gemacht wird, und wenn dies zudem visuell jederzeit sichtbar ist", fährt sie fort. Ideal sei beispielsweise ein Ferienplan, der zu Hause aufgehängt wird. Darin könne man Reisen, Zeiten zu Hause und einzelne Tagesaktivitäten überblicksartig darstellen. Das gebe Sicherheit.


Hilfe: Schulwechsel!

Nicht nur fehlende Routinen können in den Ferien für Stress sorgen, sondern auch Unsicherheiten, zum Beispiel, wenn ein Wechsel auf eine neue Schule ansteht. Viele Fragen gehen den Schüler*innen durch den Kopf und die Eltern wollen ihre Kinder bestmöglich auf den neuen Lebensabschnitt vorbereiten. Dr. Marko Neumann, der in der Abteilung Struktur und Steuerung des Bildungswesens am DIPF tätig ist, beschäftigt sich in seiner Forschung unter anderem mit Übergängen im Bildungssystem, darunter auch mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule.

Mach Dir keinen Stress – Du wechselst nicht auf den Mars, sondern nur auf eine neue Schule! 

Sein ultimativer Tipp an die Schüler*innen: "Mach Dir keinen Stress – Du wechselst nicht auf den Mars, sondern nur auf eine neue Schule! Du musst nicht alles vorher können oder wissen. Die neue Schule bringt viele spannende Sachen mit sich: neue Fächer, neue Freunde, vielleicht ein bisschen mehr Hausaufgaben (okay, vielleicht ein bisschen mehr als "ein bisschen"...) – aber vor allem ganz viele Chancen, Neues zu entdecken. Und denk dran: Jeder in deiner Klasse ist neu. Niemand kennt sich aus, niemand ist perfekt vorbereitet – ihr startet alle gemeinsam."

Wer tiefer ins Thema Schulwechsel einsteigen will, kann sich die Tipps von Dr. Marko Neumann auch als Podcast anhören. In Folge 6 der Podcastreihe "Sitzenbleiben" geht es um den Übergang auf die weiterführende Schule.

 


Lesen gegen Langeweile

Ob Sommerleseclubs oder Buchtipps für die Ferien – auf „Lesen in Deutschland“, dem Portal des Deutschen Bildungsservers am Informationszentrum Bildung mit Informationen und kostenlose Materialien zum Thema Leseförderung, gibt es Tipps, wie Kinder und Jugendliche auch in der Ferienzeit zum Lesen motiviert werden können. Hier die Liste mit Empfehlungen, die Redakteurin Magdalena Hagemann zusammengestellt hat:


Hilfreiche Dossiers

Die Kolleg*innen vom Deutschen Bildungsserver erstellen regelmäßig neue Dossiers rund um Themen aus Schule und Bildung. Auch die Themen Schulferien oder Übergang haben sie schon bearbeitet. Hier einige Vorschläge von Dr. Caroline Hartmann aus der Redaktion: